sh:z Magazin 1999-02-09
Wöchentliches Magazin

Erfolgreicher Kieler Dreh

Jens D. Riedel

Fern sehen ...
Peter Leder und Mathias Denker sind Video-Autodidakten

Mit der Arbeit an einem Lehrfilm für die Fortbildung ihrer Kollegen im Kieler Arbeitsamt fing alles an. Inzwischen nehmen Peter Leder und Mathias Denker auch in ihrer Freizeit die Video-Kamera in die Hand. Und wenn ein Film fertig ist, dann gibt es für die Freunde von der Förde fast immer einen Preis.

Mathias Denker und Peter Leder sind Autodidakten. Seit vier Jahren treffen sie sich alle 14 Tage. "Wir schnacken einfach miteinander. Dabei kommen uns dann allerlei Ideen für unsere Filme", erzählt Mathias Denker. Natürlich sehen sie im Kino und Fernsehen intensiver hin als andere Zuschauer. Aber große Vorbilder haben sie nicht. Daher fallen ihre Streifen stilistisch und inhaltlich auch völlig anders aus.

Der Erstling "No Way to Norway" entstand für einen Wettbewerb für Urlaubsfilme. "Da wir gerade nicht in Urlaub waren, haben wir eine Geschichte gemacht, wie jemand in den Urlaub fahren möchte", erinnert sich Mathias Denker. Dankbares Objekt war die störanfällige und schlagzeilenträchtige Hörnbrücke am Oslo-Kai. Sie verhindert in dem Video, daß der Hauptdarsteller (gespielt von Peter Leder) rechtzeitig die Fähre nach Norwegen erreicht. Lohn der Mühe: Der Film lief nicht nur im Offenen Kanal in Kiel und Flensburg, sondern erhielt beim Kieler Monte Video-Festival neben dem Publikum gleich noch einen Sonderpreis der Jury. "Das hat uns natürlich motiviert, weiterzumachen", so Peter Leder.

Auch "Faß!", der nächste Film, wurde ausgezeichnet: Erster Preis beim Tiefenschärfe-Festival in Flensburg. Gezeigt wird, wie ein Hund durch die Wohnung läuft, ein Glas Bier entdeckt, daran schlabbert, torkelnd weiter läuft und anschließend umfällt - gedreht aus der Perspektive des Hundes!

Vor wenigen Wochen nun gab es den bislang größten Erfolg mit "Die winkende Frau". Nachdem das Video aus Kiel bereits auf der photokina in Köln prämiert worden war, wagten Peter Leder und Mathias Denker den Sprung über den großen Teich.

Sie sandten "The waving woman" zum größten unabhängigen Film- und Videofestival der Welt in Flagstaff ein - und bekamen unter 1.850 Beiträgen in der Kategorie Comedy prompt einen "Finalist Award". Die Nachricht war handschriftlich mit dem Vermerk "Very funny". The audience loved it" (Sehr lustig. Das Publikum liebte es) versehen worden. Zu sehen gibt es tatsächlich nur eine winkende Frau, und das auch nur für etwa fünf Sekunden. Der Rest des dreiminütigen Films besteht aus einem ellenlangen Vorspann mit lauter Phantasiemitwirkenden.

"Die Kurzfilme sind nur Fingerübungen" geben sich die Filmemacher von der Förde selbstbewußt. Schon lange plant das Video-Duo ein größeres Projekt: Einen Schleswig-Holstein- Thriller, der seinen Reiz und Humor vor allem aus dem typischen norddeutschen Menschenschlag ziehen soll. Zeitliche und finanzielle Probleme zögern die Realisierung aber immer wieder hinaus.

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