Abgedreht

Klappe, die erste:
Die Filmemacher Peter Leder (Foto) und Mathias Denker aus dem Kieler Umland feiern mit ihrem ersten Musikvideo gleich im bundesweiten Musikfernsehen Premiere. Wie so vieles in ihrer Film Karriere kam auch der Dreh-Auftrag zufällig.

Ganz und gar lebenslustig wirken dagegen die Macher des Videos. "Wir wollten schon immer ein Musik-Video drehen", erklären Peter Leder und Mathias Denker aus Gettorf und Mühbrook fröhlich.

Rückblende: 1995. Die Arbeitsämter im Norden der Republik wollten ihre Mitarbeiter in Sachen "Forderungseinzug" fortbilden, ein Lehrfilm sollte her. "Die dachten über uns: Die Leute sehen kreativ aus - die sollen das mal machen", sagt Peter Leder lachend. Er schrieb Artikel für Musik-Fanzines, Mathias Denker spielte jahrelang in einer Wave-Band, dazu kannten sie sich mit dem Thema aus. Erfahrungen mit Kamera oder Bildschnitt hatten sie jedoch nicht.

Sie zeichneten Comic-Sequenzen, gestalteten Statistiken und drehten kurze Spielszenen. Das 25-minütige Resultat hieß "Die Kasse mit Forderungseinzug stellt sich vor" und geriet etwas holprig, aber witzig. " Den Mitarbeitern hat es gefallen", so Peter Leder. Ihnen selbst auch: "Man fängt an, Blut zu lecken."

Dem künstlerischen folgte der kommerzielle Erfolg: Den Verantwortlichen der Sparkasse Schleswig-Flensburg gefielen die Kurzfilme, deshalb gaben sie 1999 einen Werbespot in Auftrag. Der brachte Geld in die Kassen - und ermöglichte den Kauf einer digitalen Kamera und der Schnittgeräte.

Der Auftrag fürs Musik-Video kam wie so vieles in Peter Leders und Mathias Denkers Filmkarriere: zufällig. "Ich bin mit dem Manager der "Comuvnics" auf dem Weihnachtsmarkt in Bordesholm ins Gespräch gekommen", sagt Mathias Denker. Beim Glühwein stellte sich heraus, dass die Bank einen Videoclip brauchte, um sich besser vermarkten zu können, während die Filmemacher schon immer so etwas drehen wollten. So kamen die düsteren Independent-Musiker aus Berlin und die witzigen Kurzfilmmacher aus Kiel zusammen. Probleme mit dem lebensmüden Songtext sehen Peter Leder und Mathias Denker im Nachhinein nicht: "Die Todessehnsucht dringt zwar durch, aber im Video haben wir eine positive Auflösung."

Insgesamt vier Tage brauchten die Filme und Musiker um alle Szenen im Kasten zu haben. Bilder mit der Band wechseln sich ab mit der Rahmenhandlung, in der Comuvnics-Sänger Rainer Loose traurig durch Norddeutschland zieht. Denn der Clip entstand in Kiel und Umgebung: Die Kreuze stehen auf dem Friedhof in Bordesholm, die Schienen liegen im Projensdorfer Gehölz, die Band-Szenen stammen aus dem "Savoy" in Bordesholm.

Der Rest klingt bekannt: Denker und Leder versuchten ihr Glück und schickten Kopien vom Clip an verschiedene Sender. Als erste reagierte Netnoice.com, eine Musik-Seite im Internet. In der vergangenen Woche die große Überraschung, der bundesweite Musiksender Onyx rief an. "Ich dachte erst, die wollten uns nur in irgendwelchen Nachtsendungen zeigen", meint Peter Leder. Tatsächlich läuft der Clip nachmittags, zwischen all den Großen des Geschäfts.