Kieler Nachrichten 2003-12-09
Tageszeitung

Suche nach dem richtigen Dreh
"feine Idee Film" lädt zur Werkschau mit Livemusik ins Lutterbeker

Gerald Koll

Max und Moritz
Kreatives Duo ohne Scheu vor verschiedensten Genres:
Peter Leder und Mathias Denker.

Eines (und manches mehr) muss man den Herren Peter Leder und Mathias Denker lassen: Unbeirrt drehen die beiden Autodidakten seit fünf Jahren Kurzfilme. Das unter "fIF" (feine Idee Film) firmierende Gespann scheut keine Portogebühren zur Versendung an Festivals. Adressaten in London, Houston und anderswo zeigen und preisen leder-denkersches Filmgut, und das Duo dreht und dreht. "Durchgedreht" heißt die Werkschau, mit denen sie ins Lutterbeker laden. 13 Kurzfilme und Livemusik flankieren dabei eine neue Premiere: ein Musikvideo zum Song des Sängers Likos.

Im Unterschied zum letzten fIMusikvideo für die Berliner Gruppe The Comuvnics, den der Sender onyx Anfang des Jahres nachhaltig durch die Kabel drückte, wirkt das neue Produkt allerdings wie eine unfreiwillige Parodie auf gutgemeinte Erbauungslieder: Ein den 80ern enthüpfter Kumpellehrertyp animiert eine verkopfte Schülerin, nicht länger abseits heiterer Tänzer brütend zu vereinsamen. Lernziel: "Du kannst alles lernen, was du willst!". Das Video steckt fest im Geschirr des Gutgemeinten - ein Werbefilm für künstlerische Kreativität ist es nicht.

Dabei sprudelt fIF nur so vor Ideen. Das zeigt ihr in heftigen peristaltischen Schüben funktionierender Filmausstoß seit 1998. Dabei entsteht dann ein so hintergründiger Kommentar auf die Losungswut zum Ende des Jahrtausends wie "(No) Future?" der mit wenig Mitteln den Kreislauf der Leerformeln abbildet. Andere Filme lassen das Gespann Denker & Leder eher wie treuliche Nachfahren von Max & Moritz aussehen: als kauzige Lausbuben, die dem Publikum Filmstreiche spielen. Wenn in "Die winkende Frau" zum Beispiel nach einem hyperlang Spannung aufbauenden Vorspann nichts weiter folgt als fünf Sekunden lang eine winkende Frau, ist das ein parodistischer Witz. Von weniger Humor zeugt es, den gleichen Joke zum Weimarjahr zu recyclen, mit neuem Titel und neuem Schlussbild. Sollte die Methode "Großes Trara und nichts dahinter" womöglich ein Selbstkommentar sein? Immerhin ehrlich ist es, das Rühren in der eigenen Hirnkonserve öffentlich zu bekennen.

Leder & Denker sind Pragmatiker, die mit ihren überschrittenen 40 Lebensjahren überraschend jung und jungenhaft anmuten. Literaturverfilmung, Stummfilmslapstick, Musikclip, auch ein Betriebsausflug in den Kostümfilm - kein Genre bereitet ihnen Scheu. Aber Achtung, hinter dem Verspielten steckt ein Stück weit Eitelkeit: In der Rahmenhandlung der Werkschau setzen sich Leder und Denker selbst in den Kinosessel und sagen die eigenen Filme an - nicht ironiefrei, aber doch so kokett, dass sie das gegenseitige Schulterklopfen musikalisch und bildlich gehörig aufmotzen: Tiefe Saiten klingen gewichtig, um erhaltene Preise zu präsentieren. Fast möchte man die bejahrten Buben wegen Albernheit rügen, doch leider klettern die unartigen fIFilmer soeben bestimmt mit der Filmkamera heimlich über die Schulhofsmauer.

Max und Moritz

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